Woher kommt's?
Wie ist das Ackersyndikat entstanden?
Das Ackersyndikat ist ausgehend vom Mietshäuser Syndikat entstanden. Hier könnt ihr erfahren, was die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Mietshäuser Syndikat und Ackersyndikat sind:
Mietshäuser Syndikat – Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
Das Mietshäuser Syndikat (MHS) ist ein Solidarverbund von mittlerweile ca. 200 selbstorganisierten Hausprojekten. Neben dem Rückgriff auf jahrelange Beratungsexpertise hat das Ackersyndikat sich an den rechtlichen Strukturen vom MHS orientiert, ebenso die Finanzpläne. Weitergehende Infos zum MHS gibt es hier.
Doch warum braucht es dann ein Ackersyndikat zusätzlich zum MHS?
Die Vorteile des MHS sind weitgehend auf Höfe und landwirtschaftliche Flächen übertragbar. Daher gab es auch schon einige Anfragen, vor allem von Solawi Höfen, sich dem MHS anzuschließen. Zugleich zeigten sich auch deutliche Differenzen: rechtlich mit dem Grundstücksverkehrsgesetz, das den Kauf von Höfen durch Nichtlandwirt*innen unterbinden soll; finanziell wegen der in der Landwirtschaft viel geringeren Erträgen, die einen nennenswerten Solidartransfer, wie er zwischen den Projekten im MHS angelegt ist, erschweren; der Fokus liegt statt auf quasi unkündbaren Wohnraummietverhältnissen auf unkündbaren landwirtschaftlichen Pachtverträgen und Betriebswohnungen.
Die in der Landwirtschaft zentralen Werte der Sicherung eines lebensfähigen, vielfältigen Hoforganismus und einer die Bodenfruchtbarkeit aufbauenden Bewirtschaftung gestalten die Projektautonomie im Ackersyndikat etwas anders als im MHS. Bei Höfen gibt es oft nur eine*n Pächter*in im Gegensatz zu der die Kontinuität sichernden Vielzahl von Mieter*innen in den Wohnprojekten des MHS. Daher wird die Rolle eines Ackersyndikats nicht auf eine reine Wächter- und Vernetzungsinstitution zu reduzieren sein. Im Falle einer Neuverpachtung der landwirtschaftlichen Flächen an einen neuen Betrieb wird wahrscheinlich eine aktivere Rolle zur Unterstützung bei der Betriebssuche erforderlich sein. Die auf die Landwirtschaft angepasste Organisation des Ackersyndikats hat daher gegenüber dem MHS eine modifizierte Struktur:
Ein zentraler Unterschied ist, dass im Ackersyndikat das Hofeigentum bei lokalen Vereinen liegt, während es beim MHS bei lokalen GmbHs liegt. Dies hat folgende historische Gründe: Die Struktur des MHS geht auf eine Dissertation von Rechtsanwalt Matthias Neuling aus den 1980er Jahren zurück. Dieser hat allgemein Rechtsformen für Kollektivbetriebe untersucht, basierend auf der damaligen Rechtslage. Damals war umstritten ob bzw. wieweit eingetragene Vereine wirtschaftlich tätig sein dürfen. Denn für die Eintragung ist nämlich laut §21 BGB erforderlich dass der Vereinszweck “nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist”. Daher hat Neuling den Verein als Rechtsform vorab ausgeschlossen und nicht untersucht ob er sich für Kapitalneutralisierung eignet. Ein Ergebnis seiner Arbeit war, dass sich als Rechtsform eine GmbH mit einem nicht eingetragenen Verein als Gesellschafter eignet. Dieses Modell wurde und wird im MHS verfolgt. Seitdem hat sich aber die Rechtslage verändert. Glücklicherweise wurde mit dem sogenannten Kita Urteil des Bundesgerichtshofes (Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 16.05.2017, Az.: II ZB 7/16 endlich klargestellt, dass Vereine für die Erzielung ideeller Zwecke unbeschränkt wirtschaften können. Es kommt also nur noch auf die Zielsetzung, nicht mehr auf den Umfang des Wirtschaftens an. Somit kann der eingetragene Verein als Rechtsform für die Projekte im Ackersyndikat verwendet werden. Da der Verein gegenüber der GmbH viele Vorteile bietet, haben wir die Struktur entsprechend angepasst.
In der Landwirtschaft sind zudem Gründe für eine Gemeinnützigkeit gegeben, während die Schaffung preisgünstigen Wohnraums in Deutschland leider nicht (mehr) gemeinnützig ist. Daher gründen wir zusätzlich zum Ackersyndikat e.V. eine gemeinnützige Treuhandstiftung.
Diese Unterschiede zwischen dem Solidarverbund des Mietshäuser Syndikats und dem Solidarverbund des Ackersyndikats sind allerdings Mittel zum Zweck. Das Ackersyndikat sieht sich als Schwesterorganisation des MHS und ist diesem durch die große Überschneidung der Ziele sehr verbunden.